Das Lebensglück kommt nicht durch Verzicht

Tust du die Dinge für dich? Diese Frage konnte ich ewig überhaupt nicht verstehen. Es hätte auch eine Fremdsprache sein können. Ich hab die Worte gehört und nichts begriffen. Entscheidungen für mich zu treffen, sodass es mir damit gut geht? Wie macht man das? Ich wusste ja nicht mal, wer ich war. ICH hatte für mich keine Konturen. Was ich sehen konnte, war ich im Verhältnis zu meinem Partner, zu Freunden oder der Familie. Der Blick nach Aussen hat funktioniert, der nach Innen war nicht existent. Wer ICH war ohne meine ganzen Abschlüsse und einen Rucksack voll Verantwortung für andere Menschen – keine Ahnung. Ich konnte das nicht sagen und damit auch nicht fühlen. Für wen sollte ich mich entscheiden?

Jedes Mal, wenn es drauf ankam, hab ich selbstverständlich nicht in meinem Sinne entschieden. Ich hab das so gemacht, dass zuerst SIE (Familie, Freunde, Partner) sich wohl fühlten. Dann erst kam ich in meinem Denken. Es ging auf meine Kosten, und doch hab ich diese Art zu leben bis auf’s Blut verteidigt. Ich kannte das nur so. Mir selber gut zu tun, das war für mich Angst einflössend und bedrohlich. Verdrehte Welt. 

Stück für Stück für Stück hat sich das gewandelt, in dem Maße, wie ich mich selbst besser kennengelernt habe. Als ich spüren konnte, was ich mag und was nicht, was ich bin und was nicht, hab ich angefangen mich mehr in den Mittelpunkt meines Lebens zu stellen. 

Hatte ich Schiss für mich einzustehen? Na klar, und wie. Und es gab Tage, da bin ich umgefallen, schwach geworden, zusammengeklappt. 

Mit der Zeit wurde ich sicherer in mir. Und ich hab angefangen, mich selbst ernst zu nehmen. Das hat sehr viel länger gedauert, als ich bereit bin zuzugeben. Was ich so überhaupt nicht auf dem Schirm hatte, war meine Sichtbarkeit. Je besser ich für mich selber einstehe, um so klarer bin ich zu erkennen. Und wenn mein Gegenüber weiss, mit wem er es zu tun hat, wird jede Art von Beziehung einfacher, müheloser. 

Manchmal ärgerst du dich, wie du behandelt wirst. Und es ist echt unangenehm vor sich selber zugeben zu müssen, dass du diese Behandlung genauso erlaubt hast. Niemand wird dich achten, wenn du das selber nicht tust. 

Immer und immer wieder zu verzichten, macht dich bitter. Du darfst all die schönen Seiten des Lebens haben und geniessen. Traust du dich, das einzufordern?

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