Über die Sicherheit des Schmerzes

Ich stehe da. Es ist hell, warm, entspannt. Vor mir erscheint ein Käfig, in den ich bereitwillig hineingehe. Die Tür halte ich fest zu.

Es geht mir schlecht da drinnen. Tränen rinnen über mein Gesicht. Da ist Angst, und ich bin unglücklich, hoffnungslos. Und doch will ich das genauso.

Die Beschränkung, der Tunnelblick, der ständige unterschwellige Stress, die Unfähigkeit sich zu öffnen oder Entscheidungen zu treffen, die Angst vor Verbindung mit anderen Menschen, die scheinbare Unmöglichkeit um Hilfe zu bitten und das vernebelte Hirn – all das kenne ich wie meine zweite Haut.

Wider besseren Wissens hab ich gewählt – den Schmerz.  Er ist mir vertraut und berechenbar. Jahre, Jahrzehnte war das mein Leben, Alltag. Jetzt meldet er sich zurück . Abschied oder Wahl ist hier die Frage. 

Ich erlebe alles noch mal im Kurzdurchlauf in einem Traum. Dinge, Muster, die sich ändern wollen, erscheinen oft noch mal überdeutlich, wenn es an der Zeit ist sie zu erlösen. 

Ich fühle mich genauso Scheisse wie früher nur das es mir jetzt überdeutlich bewusst ist. 

Jetzt weiss ich, dass ich wählen kann. Früher dachte ich, das sei Schicksal. Das Schicksal flexibel sein kann, darauf wäre ich damals nicht gekommen.

Ich war tief unglücklich aber auch irgendwie sicher. Macht das Sinn? Ohne das Gefühl von Sicherheit bewege ich mich keinen Millimeter. 

Wie oft hab ich gelesen, dass stark verletzte Menschen mehr Angst vor dem Guten als vor der Dunkelheit haben! Kann ich bestätigen. Unzählige Male bin ich weggerannt, hab mich selber ausgebremst, weil sich etwas zu gut anfühlte.

Mein System konnte damit nichts anfangen und hat Alarm ausgelöst. Da war einfach nichts hinterlegt, keine bestätigende Erfahrung. 

Das Gute zu tolerieren, ja sich daran zu erfreuen – das ist erlernbar, so wie die Abwendung vom Schmerz verlernbar ist.

Gib nicht auf. Du bist nicht allein.

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