Gespräche mit meiner Angst

Ich hab ein paar Rituale, die ich täglich mache. Die helfen mir dabei ICH zu sein oder zu mir zurückzukommen, wenn ich mich mal wieder verlassen habe. Seit meiner Teenagerzeit schreibe ich. Ich verstehe mich selbst besser, sobald ich den Stift aufs Papier setze. Wohl auch deswegen bin ich so ein grosser Fan von Morgenseiten. Hier unten folgt eine Auszug aus meinen Seiten vom 21.03.23. Noch während des Schreibens kam die Information, dass ich das teilen soll. Na dann, ein Einblick in mein Innenleben.

Ich: Jetzt, wo ich ich mich endlich freigegraben und -gefühlt habe. Jetzt schlägt sie zu.

Angst:Ich will dich doch nur beschützen!

Ich: Wovor denn?

Angst: Vor dem Leben da draussen.

Ich: Ich will das Leben da draussen, will mittendrin stehen, schwimmen, fühlen, lieben, geniessen. 

Angst:Aber…

Ich: Was aber?

Angst: Niemand macht das so.

Ich: Niemand aus meiner Familie?

Angst: Ja.

Ich: Eben. Deswegen hab ich das auch nicht gelernt. Leben geht so leicht, wenn ich das erlaube. Die ganze Zeit gegen Widerstand zu leben, ist ermüdend.

Angst: Aber das machen wir so.

Ich: Ja. Es muss so nicht sein. Es darf anders, es darf leicht, genussvoll und voller Liebe sein.

Angst: Na wenn das man gut geht.

Ich: Weisste, danke, dass du nach mir schaust. Die Entscheidungen treffe ich. OK?

Angst: Ja. Ich werd trotzdem immer mal wieder nach dir schauen.

Ich: Ja, ich weiss. Ich spüre deine scharfen Klauen. Sie rutschen an mir ab. Mein Leben lebe ich, und ich habe meinen Kompass, der in meinem Sinne funktioniert und mich leitet. Hörst du mich?

Seele: Laut und deutlich. Ich konnte dich nicht mehr erreichen. Du bist wieder da. Du hattest alle Türen zugeklappt und den Schaffner (die Angst) wieder installiert.

Ich: Ja. Irrtum. Ich bin meiner Angst auf den Leim gegangen. Der Schaffner ist schon wieder im dienstfrei. Ich sehe ein grosses Depot in dem sich nach und nach die Türen wieder öffnen, die ich aus Angst schlagartig geschlossen habe.

Seele: Weisste, du darfst das alles. Du darfst auch zurückrennen und die Türen schliessen.

Ich: Ich weiss. Das ist das, was mich wirklich frei macht. Das Depot wird heller. Jemand hat das Licht angemacht.

Seele: Irrtum. Nicht Jemand. Du bist das Licht. Es strahlt alles durch dich.

Ich: Meine Angst hat das verhindert. Ab in den Zug mit ihr ins nirgendwo. 

Seele: Das wird nicht passieren. Zu tief sitzt das Misstrauen in dir, dass das Leben es gut mit dir meinen könnte.

Ich: Ich kenne die Dunkelheit und das Schwere sehr sehr gut. Sie sollen ausgedient haben?

Seele: Du triffst die Entscheidungen. So wie du dich für die Liebe bewusst entscheidest, so wählst du, ob das Leben leicht oder schwer geht. Das ist ein Prozess. Du wirst immer mal wieder von deiner Angst eingefangen werden. Du wirst immer mal wieder stehen bleiben wollen und dich verkriechen wollen. Dann isse wieder da deine Angst. Sie kommt vorbei, zeigt sich, und du entscheidest, ob du auf sie hörst.

Ich: Das hab ich mir leichter vorgestellt.

Seele: So leicht gehts nur im Märchen. Du hast eine Geschichte, die dich geformt hat. Du bist darauf trainiert das Negative zu überhöhen und das Positive zu missachten. Es geht auch anders. Das lernst du gerade mal wieder. Langsam laufen. Babyschritte. 

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