Wasch mich, aber mach mich nicht nass! Immer dann, wenn wir an einer Schwelle in unserem Leben stehen, bekommen wir eine Wahnsinnsangst. Wir wollen uns einfach nur verkriechen und wieder auf Muttis Schoss sitzen, wie damals als Kind. Die Veränderung soll kommen ohne uns zu verändern – nach Möglichkeit. Da wir spüren, dass das nicht geht, verbreiten wir Unruhe, mischen unser Umfeld auf, kreieren Chaos, um zu verhindern, dass wir hinschauen, in uns selbst hineinschauen müssen. Wir vermeiden das, solange es irgend möglich ist. Daher sind wir für uns ein Buch mit sieben Siegeln. Und diese Siegel wollen wir ums Verrecken nicht anrühren oder gar öffnen.
Eine Freundin hat mal zu mir gesagt: Ich will gar nicht wissen, was in mir drin ist.
Das ist genau der Punkt. Wir laufen durch die Welt als Kümmerer und Retter unserer Familien und Freunde, wir tragen deren Verantwortung, weil uns das vor dem Einzigen bewahrt, was unsere wirkliche Aufgabe ist – die Verantwortung für uns selbst zu übernehmen, Entscheidungen zu treffen, die für uns richtig sind. Und weil wir nichts so sehr fürchten, führen wir lieber Streitgespräche mit anderen in unserem Kopf, oder wir prügeln auf uns selbst ein, weil wir scheinbar solche Waschlappen sind.
Immer dann, wenn wir verzichten für jemand anders, wenn wir wieder Verantwortung übernehmen, die der andere selber tragen müsste, bezahlen wir mit Gesundheit und Lebenszufriedenheit.
Das ist alles in Ordnung. Das darf so sein. Ausser, das es ohne eine gehörige Portion an Selbstlügen nicht zu ertragen ist.
Da jeder von uns begrenzte Kraftreserven hat, kommt früher oder später die Erschöpfung. Diesem Moment im Leben kann niemand ausweichen. Du kannst ihn vorüberziehen lassen und hart werden, oder du lässt dich reinfallen und schaust, was passiert.
Vielleicht rennst du für Jahre, häufst verschiedene Diagnosen an, vielleicht rennst du auch für immer, oder du hältst mal kurz an.
Wenn du lange genug stehen bleibst, kommen die Tränen und damit ein Stück Erleichterung und Erlösung. Der erste schwierigste Schritt ist damit getan.
Immer wieder werde ich gefragt, aber was soll ich denn tun!? Die Hoffnung auf eine klaren Plan, Listen, die man abarbeiten kann und das alles möglichst gefühlsfrei, stirbt zuletzt. Erst dann kann Heilung beginnen.
Wau, wieder mal den Nagel auf denKopf getroffen. Ich weiß einfach geht immer nur nicht im Bezug auf deine Zeilen. Aber wo setzt man an wie setzt man um. Man nimmt sich vor gewisse Dinge zu ändern, weil sie einem nicht gut tun. Man soll sein Herz öffnen, aber wenn der Wollkneul im Kopf so groß und vielleicht auch noch schwarz ist und man einfach den Anfang nicht findet, wie soll man dann sein Herz öffnen. Manchmal denkt man, jetzt hab ich ihn, den Anfang. Falsch gedacht. Stehengeblieben bin ich schon oft und die Tränen flossen ohne Ende. Erleichterung war kurz da aber mehr auch nicht. Da sind immer Stimmen im Kopf mal laut mal leise. Aber sie sind da und wenn gerade mal nicht dann ist da ein Pfeifen im Ohr. Gedanken über Veränderung habe ich oft aber wirklich nur Gedanken. Die Angst was zu ändern ist größer als das man es umsetzt. Vor allem zum Abend, wenn der Körper zur Ruhe kommt, sage ich mir dass (irgendwas) mach ich morgen anders oder das denke ich morgen nicht nur sondern sag es, aber da ist sie wieder, am Morgen, die Angst. Wahrscheinlich muss man erst ganz am Boden liegen, bevor man Gedanken in Taten umsetzt, um sich dann was Gutes zu tun.
Ich für meinen Teil kämpfe sobald ich mal meinem Herzen Luft mache nur mir Vorwürfen und oder hab dich nicht so, sensibel kommt nicht weiter. Sollte es zum Beispiel nicht normal schön sein wenn man in den Arm genommen wird. Warum erkläre ich mich für gewisse Sachen weil warum und wann ich sie mache?
Lernen durch Schmerz. Ist leider für fast alle so. Die Schwelle, wann es unerträglich wird, ist halt auch sehr verschieden.