Wieviele Tabs hast du offen?

Menschen, die mit mir arbeiten, kommen nicht, weil sie die Notwendigkeit innerer Arbeit erkennen und genau das wollen oder weil sie daran Spass haben. Die meisten haben alles versucht, probiert, gemacht, verdrängt – nichts hat dauerhaft geholfen. Sie wissen nicht mehr weiter und sind in Not, innerer Not. 

Oft ist es gar nicht das aktuelle Ereignis, das uns fertig macht, sondern eher die Kumulation von Erlebnissen, an denen wir uns verschlucken. Wir versuchen den Brocken irgendwie hinunter zu würgen, aber er steckt fest und zwingt uns zur Auseinandersetzung mit uns selbst. 

Und, es braucht, zumindest am Anfang, sehr drastische Erfahrungen, damit wir uns bewegen. Denn eigentlich haben wir ja alle Schiss, uns selbst in die Augen zu sehen. Könnte ja sein, das wir gar nicht so schlecht sind, wie wir uns das selbst einreden!!!

Vielleicht kommt dir das bekannt vor: du fühlst dich überlastet, obwohl eigentlich alles so läuft wie immer. Ein klitzekleiner Anlass reicht, und du springst aus der Jacke., einfach so, selbst für dich völlig unerwartet.

Uns ist nicht klar, mit welcher Grundbelastung wir durchs Leben laufen. Der allgemeine Druck, bedingt durch die Art wie wir gross geworden sind, war halt immer da und wird von uns nicht als extra belastend wahr genommen. Ja noch schlimmer, wir können uns unser Leben ohne diesen Druck gar nicht vorstellen. Was würden wir dann wohl mit der frei gewordenen Energie anstellen?

Ich frage meine Patienten gerne, wieviele Tabs sie offen haben in ihrem inneren Browser. Die ziehen alle unglaublich Kraft permanent, Tag und Nacht. 

Alles was wir in unserem Leben nicht zu Ende gefühlt haben, und das sind leider eher die unerfreulichen Sachen, hinterlässt einen Abdruck in unserem Körper. Es friert fest. Auftauen tut weh und manchmal sehr weh. Unser Körper ist wie ein Geschichtsbuch geschrieben mit unsichtbarer Tinte. 

Jeder zieht die Hand vor der heissen Herdplatte zurück, und genauso machen wir das mit den inneren Geschichten. Wir wollen sie vergessen, begraben, nie wieder berühren. Im Berühren liegt allerdings die Lösung und Erlösung. 

Berühren heisst FÜHLEN. Wir wollen aber meist nichts damit zu tun haben. Das soll doch bitte weg gehen. Mit spitzen Fingern und Sicherheitsabstand nähern wir uns und verschliessen uns sofort, wenn es brenzlig wird. 

Am Fühlen geht kein Weg vorbei, nur wenn wir das erlauben, darf endlich Ruhe einkehren. Und, nein, du musst nicht alles bis ins kleinste Detail  durchwühlen, um etwas zu beenden. Du musst dich „nur“ innerlich stellen und einen Standpunkt entwickeln. Das geht meist ganz von allein, wenn du einmal für dich beschlossen hast, dass du jetzt hinsiehst – egal was passiert.  Trau dich. Die Erleichterung , die danach einsetzt, ist für alle ein Überraschung und Befreiung. Trau dich.

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